Trocken Rocken Mit Dogs & Dolls Trock`n Roll Band / Ramona & Peter - Psychologische Suchtberater/in
Die Maske
Bitte höre, was ich nicht sage! Lass dich nicht von mir narren. Lass dich nicht durch das Gesicht
täuschen, das ich mache, denn ich trage Masken, Masken, die ich fürchte, abzulegen. Und keine
davon bin ich. So tun als ob ist eine Kunst, die mir zur zweiten Natur wurde. Aber lass dich dadurch
nicht täuschen, ich mache den Eindruck, als sei ich umgänglich, als sei alles heiter in mir, und so
als brauchte ich niemanden. Aber glaub mir nicht! Mein Äußeres mag sicher erscheinen, aber es ist
meine Maske.
Darunter bin ich, wie ich wirklich bin: verwirrt, in Furcht und allein. Aber ich verberge das. Ich
möchte nicht, dass es irgendjemand merkt. Beim bloßen Gedanken an meine Schwächen bekomme
ich Panik und fürchte mich davor, mich anderen überhaupt auszusetzen. Gerade deshalb erfinde ich
verzweifelt Masken, hinter denen ich mich verbergen kann: eine lässige Fassade, die mir hilft, etwas
vorzutäuschen, die mich vor dem wissenden Blick sichert, der mich erkennen würde. Dabei wäre
dieser Blick gerade meine Rettung. Und ich weiß es. Wenn es jemand wäre, der mich annimmt und
mich liebt. Das ist das einzige, das mir die Sicherheit geben würde, die ich mir selbst nicht geben
kann: dass ich wirklich etwas wert bin.
Aber das sage ich dir nicht. Ich wage es nicht. Ich habe Angst davor. Ich habe Angst, dass dein Blick
nicht von Annahme und Liebe begleitet wird. Ich fürchte, du wirst gering von mir denken und über
mich lachen. Und dein Lachen würde mich umbringen. Ich habe Angst, dass ich tief drinnen in mir
nichts bin, nichts wert, und dass du das siehst und mich abweisen wirst. So spiele ich mein Spiel,
mein verzweifeltes Spiel: eine sichere Fassade außen und ein zitterndes Kind innen. Ich rede daher
im gängigen Ton oberflächlichen Geschwätzes. Ich erzähle dir alles, was wirklich nichts ist, und
nichts von alledem, was wirklich ist, was in mir schreit; deshalb lass dich nicht täuschen von dem,
was ich aus Gewohnheit rede.
Bitte höre sorgfältig hin und versuche zu hören, was ich nicht sage, was ich gerne sagen möchte,
was ich aber nicht sagen kann. Ich verabscheue dieses Versteckspiel, das ich da aufführe. Es ist ein
oberflächliches, unechtes Spiel. Ich möchte wirklich echt und spontan sein können, einfach ich
selbst, aber du musst mir helfen. Du musst deine Hand ausstrecken, selbst wenn es gerade das
letzte zu sein scheint, was ich mir wünsche. Nur du kannst mich zum Leben rufen. Jedes Mal, wenn
du freundlich und gut bist und mir Mut machst, jedes Mal, wenn du zu verstehen suchst, weil du
dich wirklich um mich sorgst, bekommt mein Herz Flügel, sehr kleine Flügel, sehr brüchige
Schwingen, aber Flügel!
Dein Gespür und die Kraft deines Verstehens geben mir Leben. Ich möchte, dass du das weißt. Ich
möchte, dass du weißt, wie wichtig du für mich bist, wie sehr du aus mir den Menschen machen
kannst, der ich wirklich bin, wenn du willst. Bitte, ich wünschte, du wolltest es. Du allein kannst die
Wand niederreißen, hinter der ich zittere. Du allein kannst mir die Maske abnehmen. Du allein kannst
mich aus meiner Schattenwelt, aus Angst und Unsicherheit befreien, aus meiner Einsamkeit.
Übersieh mich nicht. Bitte, übergeh mich nicht! Es wird nicht leicht für dich sein. Die lang
andauernde Überzeugung, wertlos zu sein, schafft dicke Mauern. Je näher du mir kommst, desto
blinder schlage ich zurück. Ich wehre mich gegen das, wonach ich schreie. Aber man hat mir
gesagt, dass Liebe stärker sei als jeder Schutzwall, und darauf hoffe ich. Wer ich bin, willst du
wissen? Ich bin jemand, den du sehr gut kennst und der dir oft begegnet.
Tobias Brocher, Von der Schwierigkeit zu lieben
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© Copyright Ramona & Peter - Trock`n Roll Band | Letzte Änderung: 21.06.2016