Trocken Rocken Mit Dogs & Dolls Trock`n Roll Band / Ramona & Peter - Psychologische Suchtberater/in
Was ist ein Rückfall
Der Rückfall gehört zum Krankheitsbild des Alkoholikers. Er ist aber nicht Pflicht für jeden Abstinenten.
Und wer sich bei einem Rückfall hinter dem Krankheitsbild versteckt, geht mit seiner Krankheit völlig
falsch um.
Als rückfällig bezeichnet man denjenigen, der trotz Vorsatzes zur Abstinenz wieder zum Alkohol greift.
Die meisten Rückfälle ereignen sich innerhalb des ersten Jahres der Abstinenz und davon wieder der
größte Teil bereits im ersten Vierteljahr.
Die häufigsten Anlässe für Rückfälle sind nicht Überredung, Streit oder Zweifel an der Schwäche
gegenüber dem Suchtmittel, sondern unangenehme Gefühle: Ärger, Einsamkeit, Niedergeschlagenheit,
Angst, Gereiztheit, Gekränkt sein, unerklärliche Stimmungsschwankungen, Gefühle der Sinnlosigkeit
und Leere, Anspannung und Nervosität. Und sie geschehen auch zum größten Teil nicht an den Orten,
an denen jemand mit Alkohol konfrontiert wird, z.B. auf Festen oder in Lokalen, sondern später zu
Hause!
Rückfälle haben nicht nur sehr unterschiedliche Auslöser, sondern auch ganz verschiedene Verläufe:
Aus irgendeinem der obigen Gründe nimmt jemand einen Schluck Alkohol zu sich. Die
verstandesmäßige Begründung lautet oft, man wolle nur einmal ausprobieren, ob es nicht doch noch
schmecke und bei dem einen Glas bleiben könne. Aber im Anschluss an den ersten Schluck wird gleich
wieder übermäßig getrunken, bis hin zum Kontrollverlust. Und die Trinkerei wird bald sogar noch
schlimmer als vor der Abstinenz.
Eine andere Form des Rückfalls ist der "schleichende Rückfall". Er entsteht meist aus der
Überzeugung, wieder mäßig trinken zu können, gemischt mit dem
Vorsatz "Später höre ich ja wieder auf". Dabei gelingt ein anfangs nur mäßiges oder gelegentliches
Trinken, das aber früher oder später wieder in regelmäßigem und übermäßigem Konsum endet.
In einer seltenen Ausnahmesituation wird einmalig wieder getrunken.
Solche Situationen können vom "Zuschütten" von Problemen bis hin zum
verschleierten Selbstmord, von der feucht-fröhlichen Urlaubs-, Faschings- oder sonstigen
positiven "Ausnahmesituation" bis hin zur Einsamkeit, einem der häufigsten Anlässe, reichen.
Man kann hier von einem “Ausrutscher'' sprechen, wenn er anschließend aufgearbeitet und bewältigt
wird, so dass es bei einem einmaligen "Vorfall." bleibt. Ein solcher Rückfall wird aber nur dann zu einem
Vorfall, der sich langfristig stabilisierend und die persönliche Entwicklung positiv beeinflussend
auswirkt, wenn man:
ihn ernst nimmt, obwohl keine Katastrophe daraus geworden ist,
ihn als Zeichen interpretiert, dass nicht alle persönlichen Probleme gelöst sind oder Situationen im
täglichen Leben nicht angemessen beachtet wurden,
sofort Außenstehende hinzuzieht, die einem helfen, dort hin zu sehen, wofür man selbst offensichtlich
einen "blinden Fleck" hat ("Das Wort, das Dir hilft, kannst Du nicht selber sagen" heißt es in einem
äthiopischen Sprichwort) ,
alles in den Vordergrund stellt, was zur Abstinenzsicherung beiträgt, also nicht zur Tagesordnung
übergeht und das unliebsame dumme Ereignis vergisst.
Entscheidend ist bei allen Rückfall-Verläufen, dass der Betreffende momentan meint, ohne das
Suchtmittel nicht auskommen zu können oder zu wollen. Da diese erneute Gier nach Alkohol meistens
das Ergebnis einer längeren Kette von Handlungen und Gefühlen ist, sagen wir: Der Rückfall beginnt
meist schon lange vorher im Kopf.
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© Copyright Ramona & Peter - Trock`n Roll Band | Letzte Änderung: 21.06.2016